Derlebacher G´schichtle Folge 23

Vum hondfeschte Schtrid um Heibere

 

 

Vom sogenannten „blauen Wunder“, wie die Heidelbeeren oft genannt werden, spricht bei uns wohl kaum jemand. Eigentlich ist bis heute noch immer das Dialektwort zu hören, wenn es um die kleinen blauen und vitaminreichen Beeren geht. Und so heißt es auch heute noch im Ort: „Ab in d‘ Wald zum Heibere pflücke.“ Freilich aber ist das Pflücken von wilden Heidelbeeren nicht mehr so präsent wie früher.

Derlebacher G´schichtle Folge 23

Anfangs des letzten Jahrhunderts war es Gang und Gebe, dass vor allem Kinder zum Heidelbeeren pflücken in den Wald geschickt wurden. Beliebte und ertragreiche Plätze waren vor allem im Runzenbach und aufs Kasperseck. Aber oft ging es auch hoch bis zur Totenruhe und hin und wieder auch über die Gemarkungsgrenze hinaus in den Ettenheimer Wald. Letzteres konnte durchaus Probleme mit sich ziehen, denn auf Ettenheimer Gemarkung galten andere Regeln.

Derlebacher G´schichtle Folge 23
Derlebacher G´schichtle Folge 23

Probleme gab es vor allem für Erwachsene. In der Folge 10 der Reihe „Derlebacher G’schichtle“ – haben wir schon einmal auf einen Vorfall rund ums Pflücken von Heidelbeeren hingewiesen. Damals ging es um den Heidelbeerkamm, hier in der Gegend besser bekannt als Raffel. Mit der Raffel Heidelbeeren zu ernten war nämlich im Ettenheimer Wald strengstens untersagt. Verbote rund ums Pflücken von Heidelbeeren gibt es übrigens bis heute. So wird heute noch im benachbarten Elsass das Sammeln von Heidelbeeren in großen Mengen bestraft. Auf unserer Rheinseite sind zwar „Massen-Sammler“ nicht gerne gesehen, aber Strafen´gibt es dafür eigentlich nicht. Natürlich ist die Verärgerung groß, wenn in manchen Gegenden die wilden Sträucher leer gepflückt wurden. Hinzu kommt, wenn Heidelbeeren-Pflücker und Pflückerinnen vermeintliche Gemarkungsgrenzen überschritten, wurde es generell immer etwas problematisch.

Dörlinbacher Eindringlinge

Von teils handfesten Auseinandersetzungen wird aus dem letzten Jahrhundert im oberen Schuttertal berichtet. Denn zwischen Dörlinbachern und Schweighausernern soll wegen der kleinen blauen Beere regelrecht „Krieg“ geherrscht haben. Zugetragen haben sich die Auseinandersetzungen auf der Ostseite des Tals. Denn auch oberhalb der Hub gab es beliebte Pflückareals. Das Problem, wenn auch diese weit weg vom Bergdorf lagen, die Gebiete gehörten bereits zur Schweighausener Gemarkung. Vor allem, wenn die Dörlinbacher Heidelbeeren-Pflücker und Pflückerinnen in Höhe des Gumbächle sich in den Wald aufmachten, regten sich Schweighausens Bürgerinnen und Bürger jedes Mal mächtig auf. Das sind unsere „Heibere“, wurde den Dörlinbacher „Eindringlingen“ meist unmissverständlich klar gemacht. Da sich einige Dörlinbacher und Dörlinbacherinnen sich davon überhaupt nicht beeindrucken ließen und manche Schweighausener und Schweighausenerinnen vehement ihr Territorium verteidigen wollten, soll es hin und wieder auch zu Raufereien und ähnlichem gekommen sein.

Heutzutage werden solche Vorkommnisse belächelt, aber früher waren Auseinandersetzungen wegen den Heidelbeeren immer wieder einmal auf der Tagesordnung. Natürlich ist das „Heibere pflücke“ heute längst nicht mehr so populär wie vor 70 oder 100 Jahren, dennoch gehen Jahr für Jahr weiterhin Leute in den Wald, um wilde Heidelbeeren zu ernten. In der Regel aber nur für den Hausgebrauch.

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Teilt den Beitrag

Teilt diesen Beitrag mit euren Freunden