Derlebacher G´schichtle Folge 6

Ein wahrlich schmackhafter Hasenbraten

 

 

Noch heute wird hin und wieder einmal in Dörlinbach über eine Begebenheit gelacht, die sich im Jahre 1912 im Gasthaus „Zum Engel“ zugetragen haben soll. Der wichtigste Protagonist in dieser Geschichte ist ein Sohn des damaligen Engelwirts Wilhelm Grimm, der später nach Amerika auswanderte. Ob frech oder genial – Sohn Anton Grimm düpierte auf eine ungewöhnliche Art und Weise Dörlinbachs Honoratioren.

Gasthaus Engel

Zu dem Zeitpunkt des Ereignisses soll Anton Grimm erst kurz davor aus Paris zurückgekommen sein, wo er den Erzählungen nach den Beruf des Kochs erlernt hatte. Und nun wollte er nach Nordamerika auswandern. Doch nicht, um sich gebührend von jenen Dörlinbacher Bürgern zu verabschieden, die damals einen herausgehobenen Status im Ort genossen.

Falscher Hasenbraten
Gasthaus Engel

Also lud er den Bürgermeister Anton Wangler samt der Ratsrunde in seines Vaters Wirtshaus zu einem Abschiedsessen ein. Das wollte sich keiner entgehen lassen, schließlich verfügte Grimm jetzt ja über Pariser Kochkünste. Alle kamen, der Bürgermeister und seine Ratskollegen waren voll des Lobes über den wahrlich schmackhaften Hasenbraten, der ihnen an diesem Abend serviert wurde. Der Beifall war Anton Grimm gewiss, allerdings nur bis zum nächsten Tag.

Da kam für die Gemeindeoberen die Ernüchterung und die traf sie wie ein Paukenschlag. Zum einen wurden Felle entdeckt, die nicht von Stallhasen stammen konnten. Und als der Sohn des Wirts gefragt wurde, wie viele Hasen er denn noch habe, soll dieser gesagt haben, dass er alle seine Stallhasen noch habe, aber Katzen hätte er keine mehr. Da wurde jedem klar: Dörlinbachs Honoratioren wurde kein Hasenbraten aufgetischt, sondern ein Katzenbraten – und keiner hat den „Braten“ gerochen. Den Genießern des vermeintlichen Hasenbraten à la Paris verdarb es nachträglich nicht nur den Appetit. Sie waren bemüht, nachdem der Schabernack im Ort die Runde machte, die Wogen möglichst flach zu halten. Denn allzu groß war ihre Angst, die Städter Narren könnten davon erfahren, da sie sonst womöglich zum Gespött nicht nur der Lahrer Oberen werden würden.

Offene Fragen

Anton Grimm hatte jedenfalls seinen Spaß, wenn man den Erzählungen Glauben schenken darf. Offen bleiben allerdings Fragen. Hat Anton Grimm wirklich in Paris den Beruf des Kochs erlernt?! Besagten Anton zog es im Jahre 1909 erstmals in die Ferne. Zunächst verschlug es ihn aber nach Ägypten in die Metropole Kairo. Kurz vor den Ereignissen rund um das vermeintliche Abschiedsessen kam er in seinen Heimatort nach Dörlinbach zurück. Er soll dann nach dem Ereignis nach Amerika ausgewandert sein. Als gesichert gilt, dass er sich dort während den Kriegsjahren 1914 bis 1918 aufgehalten hat. Nachfahren von Engelwirt Wilhelm Grimm sehen übrigens bis heute eine Verleugnung in der ganzen Geschichte, obwohl diese schon weit vor der ersten Veröffentlichung im Jahre 1995 über viele Jahrzehnte hinweg immer wieder im Ort erzählt wurde. Es wurde sogar über eine Klage nachgedacht, nachdem die kuriose Geschichte im Dörlinbacher Heimatbuch erschienen war. In dem Heimatbuch wurde auch ein Gedicht über den Vorfall abgedruckt, geschrieben von einem angeblich unbekannten Verfasser. Laut den Grimm-Nachfahren soll dieses Gedicht jedoch der damalige Hauptlehrer Markus Alferi (Alfery) mitverfasst haben. Er soll auch maßgeblich an der „Verschwörung“ mitgewirkt haben.

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