Top-Zustand-Variante im Nachbarort
In unserem Blog-Beitrag „Madonna mit Kind“ haben wir auf einen wertvollen Schatz aufmerksam gemacht, der bis heute noch nicht die passende Wertschätzung fand. Das allerdings renovierungsbedürftige Schmuckstück ist ein Überbleibsel des alten Dörlinbacher Kirchleins, das im Jahre 1132 der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht und 790 Jahre später trotz verschiedener Einwände von Denkmalpflegern und dem kirchlichen Bauamt abgerissen wurde (siehe dazu auch unter Blog-Beitrag „Die Gotteshäuser“).

Die knapp 130 Zentimeter große Madonna mit Kind, die einst in der Dreifaltigkeitskapelle eine Zierde war, ist seit dem Abriss des alten Kichleins in Privatbesitz. Die Madonnenfigur wäre vermutlich für immer verschwunden, wenn sie damals nicht von der Mesnerin Appolonia Ohnemus (1897 bis 1978) gerettet und von ihr in Obhut genommen worden wäre. Seit dem Tod von Appolonia Ohnemus kümmert sich Johanna Franziska Faißt, geborene Ohnemus (geb. 1940), um die Madonna mit Kind.
Über Herkunft und Alter gibt es unterschiedliche Interpretationen und Meinungen im Ort. Niemand vermag so recht zu sagen, wie alt die Figur ist beziehungsweise sie sein könnte. Gewiss ist allerdings, dass solche Mariendarstellungen vor allem im 17. und 18. Jahrhundert aufkamen. Eine stehende Muttergottes, die in der rechten Hand ein Zepter hält und auf dem linken Unterarm das Jesuskind, das wiederum in seiner kleinen Hand ein Weltkugel hält, waren in jener Zeit weit verbreitet. Zudem tragen sowohl die Muttergottes als auch das Jesuskind eine Krone auf ihrem Haupt. Wie wir bereits in unserem ersten Blog-Beitrag erwähnt haben, fehlen bei der Dörlinbacher Mariendarstellung sowohl das Zepter der Gottesmutter als auch die Weltkugel des Jesuskindes. Zudem sind deren Kleider in einem sehr schlechten Zustand.
Möglicherweise frühbarocke Darstellung
Wie die Dörlinbacher Madonna mit Kind einmal im Top-Zustand ausgesehen haben könnte, das lässt sich im Nachbarort Schweighausen erahnen. In der Anna-Kapelle befindet sich nämlich genau eine solche, möglicherweise frühbarocke Darstellung: Maria als Königin mit Krone und Zepter und dem Königskind auf dem Arm. Das Jesuskind trägt als Zeichen seiner Herrschaft die Krone ebenfalls auf dem Kopf und die Weltkugel in der Hand. Entgegen der Dörlinbacher Marienfigur wurde Schweighausens Madonna mit Kind renoviert. Und auch die Kleider sind in einem tadellosen Zustand.
Der renovierungsbedürftige Zustand des Dörlinbacher Madonna-mit-Kind-Ensemble dürfte wohl auch mit ein Grund gewesen sein, dass das historische Überbleibsel des alten Kirchleins bis heute nie mehr den Weg in ein Dörlinbacher Gotteshaus gefunden hat. Weder in die heutige Pfarrkirche St. Johannes, noch in die Gedächtniskapelle auf dem Kappelberg. Für eine „Rückkehr“ in die Pfarrkirche gab es einmal in den 1980er-Jahren durchaus solche Überlegungen. Die Anregungen kamen vor allem vom damaligen Vorsitzenden des Pfarrgemeinderats, Bruno Dilger (1935 bis 2016), sowie von Mesner Hermann Josef Rothweiler (geb. 1939). Doch dieses Ansinnen ist seinerzeit insbesondere beim kirchlichen Bauamt auf keine große Gegenliebe gestoßen. Und so befindet sich besagte Madonna mit Kind auch heute noch in der Obhut von Johanna Faißt und ihrer Familie.
Diese renovierungsbedürftige Madonna mit Kind stand einst in Dörlinbachs alter Dreifaltigkeitskapelle, die im Jahre 1922 abgerissen wurde.
Diese renovierungsbedürftige Madonna mit Kind stand einst in Dörlinbachs alter Dreifaltigkeitskapelle, die im Jahre 1922 abgerissen wurde.
Links: die renovierungsbedürftige Madonna mit Kind, die einst in Dörlinbachs alter Dreifaltigkeitskapelle stand und heute in Privatbesitz ist. Rechts: Schweighausens Madonna mit Kind, die in der Anna-Kapelle, steht und sich in einem Top-Zustand befindet.
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