Sechs Jahre Kängurus im Ort

Eine Attraktion weit über die Ortsgrenzen hinaus

Normalerweise sind sie auf dem australischen Festland in den Küstenregionen des östlichen und südöstlichen Teils beheimatet. Die Rede ist von Rotnackenwallabys, einer mittelgroßen Känguru-Art. Auf der Insel Tasmanien lebt eine Unterart, die Benenett-Wallaby ober Bennett-Känguru genannt wird. Sowohl die australische Variante als auch die tasmanische Unterart waren sechs Jahre lang ein echter Werbeträger für das beschauliche Dörlinbach. Möglich machte dies Känguru-Liebhaber Pascal Schätzle. Er war zugleich Pächter der Pit-Pat-Anlage, die im Jahre 2011 auf dem oberen Teil einer Kuranlage am südlichen Ortsrand installiert wurde. Zuvor befand sich dort seit 1972 eine Minigolfanlage.

Kängurus im Ort

Als Attraktion richtete Pascal Schätzle zwischen den Pit-Pat-Bahnen einen Streichzoo mit Zwerghasen ein. Die schräge Rasenfläche zur Grundschule hin pachtete er gleich mit und schuf dort ein Tiergehege, dass schon beim Erbauen erahnen ließ, dass da wohl was Besonderes künftig sein Zuhause haben wird. Und in der Tat: Neben einem Deutschen Riesen, eine aus Belgien stammende Kaninchenrasse, und zwei Laufenten zogen zwei Bennett-Kängurus in das Gehege ein. Und die waren von Anfang an die Attraktion schlechthin. Zwar sorgten die Laufenten zunächst für mehr Pressewirbel, da ihnen die Obrigkeit ein „Badeverbot“ im nahen Springbrunnen erteilte, aber die Kängurus, zwei Böcke, zogen landauf landab immer mehr Interesse auf sich. Vor allem, als bereits nach einem Jahr drei Ladys zu ihnen ins Gehege zogen. Sally, Zicke und Shy hießen die drei Kängurus-Damen. Die Herren waren und blieben weiter namenlos. Unter den Neuankömmlingen waren auch jene Känguru-Damen, die über einen Sommer hinweg für Schlagzeilen sorgten. Sie waren aus einem Tiergehege bei Bombach ausgebüxt und trieben sich in den Wäldern herum.

Kängurus im Ort
Kängurus im Ort

Wiederum ein Jahr später, Laufenten und das Riesenkaninchen waren zwischenzeitlich ausgezogen, stellte sich der erste Dörlinbacher Känguru-Nachwuchs ein. Allerdings kam damals nur eines der Jungen durch. Familie Wallaby war auf sechs Mitglieder angewachsen und in den sozialen  Medien bekamen die Kängurus sogar ihre eigene Seite. Somit stieg deren Beliebtheit- und Bekanntheitsgrad auch weit über die Ortenau hinaus. Auf der Anlage tummelten sich Gäste aus Ludwigsburg, Pforzheim, Mannheim und sogar aus der Schweiz. Und alle sagten unisono, dass sie extra wegen den Kängurus gekommen seien.

In den nächsten beiden Jahren erblickten jeweils zwei Känguru-Babys in Dörlinbach das Licht der Welt. Die Anzahl der Kängurus stieg jedoch nie weiter als sechs. Mal wurde der Nachwuchs verkauft, mal gab es alterbedingte Todesfälle. Zuletzt hatte Familie Wallaby nur noch drei Mitglieder. Die Betonung liegt auf „zuletzt“, denn mittlwerweile gibt es in Dörlinbach keine Kängurus mehr, das Gehege ist abgeräumt.

Was war geschehen? Ende vergangenen Jahres kündigte Pascal Schätzle seinen Pachtvertrag. Gerne hätte er die Kängurus an ihrem angestammten Platz belassen, sofern ein neuer Pächter dem zustimmt. Seitens der Gemeinde sei auch keine Unterstützung dagewesen. Mehr noch, laut Schätzle habe ihm die Verwaltung mitgeteilt, dass auf der Anlage zukünftig keine Tiere mehr erwünscht seien. Da sich im Ort auch kein neuer Platz finden ließ, verkaufte Schätzle die Kängurus nach Simonswald, wo sie ein neues Zuhause bei weiteren Artgenossen gefunden haben.

Die Reaktion seitens der Verwaltung: Die zeigt sich nun plötzlich überrascht über diesen Schritt und räumt ein, dass man durchaus hätte noch einmal über den Verbleib der Kängurus reden können. Die Reaktionen im Ort und in den sozialen Medien: „Hier wurde eine Chance vertan“, „Wie kann man solch eine Attraktion aufgeben“, „Das finden wir echt schade“, um nur einige zu nennen.

Von Dörlinbach nach Simonswald

 

Die drei Dörlinbacher Rotnackenwallabys – zwei Weibchen, ein Männchen – haben sich inzwischen gut eingelebt in Simonswald. Davon konnten wir uns vor Ort selbst ein Bild machen. Dort leben sie mit zwei weiteren Artgenossen zusammen, allerdings noch getrennt. Den Dörlinbacher Kängurus soll erst einmal Zeit gegeben werden, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen, bevor es zur Zusammenführung kommt. Unter den Drei aus Dörlinbach ist übrigens eine Känguru-Dame, die augenscheinlich schon ein Junges im Beutel hat. Somit wird, wenn alles gut läuft, schon bald in Simonswald das letzte in Dörlinbach geborene Känguru-Baby aus dem Beutel schauen.

Neugierig geworden? Dann bieten wir euch einen kleinen Service an, damit Ihr die „Auswanderer“ samt dem möglichen Nachwuchs besuchen könnt. Ihr findet sie beim Gasthof-Hotel Engel im Obertal in Simonswald. Dort können nicht nur Kangurus, sondern auch Damwild und Mufflons in den Freigehegen bestaunt werden.

Die Adresse:

Gasthof-Hotel Engel
Obertalstraße 44
79263 Simonswald

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