Von Ritterspielen und Liebesgeschichten bis hin zum Prosa-Theater
Theateraufführungen haben in Dörlinbach eine lange Tradition. Weit über 100 Jahre ist es bereits her, dass zur Advents- und Weihnachtszeit gespielt wurde. Zu den ersten Vereinen gehörte natürlich Dörlinbachs älteste Vereinigung, der Radfahrverein „Schutterbund“ Dörlinbach, der von Anfang an auf eine farbenprächtige Kostümierung fixiert war. Dafür eigneten sich insbesondere Ritterschauspiele. Unter anderem führte der Verein im Jahre 1913 „Ida von Toggenburg“ auf. Ein historisches Schauspiel, wie sie damals landauf, landab in Mode waren.

Der „Renner“ bei den Theatergruppen im Umland war in jener Zeit eben die Geschichte beziehungsweise Legende von Ida von Toggenburg, die auch „Ita von Fischingen“ genannt wurde und vor allem in der Schweiz als Heilige verehrt wird. Es heißt, dass sie sogar im 18. Jahrhundert die Gottesmutter aus dem Fischinger Klostersiegel verdrängt habe. Eine interessante Frau, die auch bei der damals 15-köpfigen Theatertruppe des Radfahrvereins auf Interesse stieß.
Auch bei der zweitältesten Vereinigung im Ort, dem Musikverein, gehörte das Theaterspiel zum alljährlichen Ritual. Auch die Musiker und Musikerinnen können heutzutage auf eine ebenso lange Tradition wie der Radfahrverein verweisen. Und im Gegensatz zu den Radlern hält diese bis heute an. Allerdings gab es zuletzt Unterbrechungen. Beispielsweise in den Jahren 2015 und 2017. Der Verein konnte trotz intensiver Suche nicht genügend Darsteller finden. Nach 2018 wäre 2020 wieder eine Vorstellung angestanden, denn der Verein hatte mittlerweile auf einen Zwei-Jahres-Rhythmus umgestellt. Doch im Corona-Jahr 2020 lief aufgrund von Verordnungen auch nichts bei der Trachtenkapelle Dörlinbach. Die erste Theateraufführung geht beim Musikverein übrigens auf das Jahr 1910 zurück.
Theaterspiel stand auch beim DJK (einst Deutsche Jugendkraft, später deutscher katholischer Sportverband) von 1931 an hoch im Kurs. Gleich nach seiner Gründung im Februar 1931 wagte sich der Verein an Weihnachten desselben Jahres auf die Theaterbühne. Zur Aufführung kam das Bauerndrama „Der Vogt vom Mühlstein“. Die Erzählung des badischen Heimatdichters Heinrich Hansjakob aus dem Jahre 1892 ist eine tragische Liebesgeschichte, die beim Dörlinbacher Publikum hervorragend ankam. Insgesamt 20 Laienschauspieler und -schauspielerinnen wirkten damals bei der Premiere mit.
Im Laufe der Jahrzehnte kamen immer wieder neue Vereinigungen beziehungsweise Vereine hinzu, das Theaterspiel bekam immer buntere Facetten. Die DJK verschwand von der Theaterbühne und auch als Verein. Auch beim Radfahrverein fiel der letzte Vorhang fürs Theater. Aber mittlerweile spielte nun auch die Feuerwehr Theater. Und im Trend waren nun über viele Jahre Stücke mit Wilderen, Jägern und Förstern und auch der Schwank und die Komödien hielten Einzug in der Dörlinbacher Theaterszene. Mit der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG) Dörlinbach kam dann im Jahr des Ortsjubiläums „750 Jahre Dörlinbach“ plötzlich frischer Wind in die Theaterszenerie. Im Oktober 1975 erst auf den Weg gebracht, standen die jungen Leute im Dezember bereits auf der Theaterbühne im Gasthaus „Engel“. Der frische Wind war jedoch nicht auf die wesentlich jüngeren Laienschauspieler bezogen, sondern vielmehr auf die Auswahl des Stückes. Molière’s Prosa-Komodie „Le Malade imaginaire“ – zu deutsch „Der eingebildete Kranke“ – brachte die KJG zur Aufführung. Ein Wagnis, aber der Erfolg gab den jungen Leuten Recht. Dieser Linie blieb man treu und die anderen Vereine im Ort streuten fortan modernere Stücke in ihr Programm.
Auch die KJG löste sich in ihrer damaligen Form Mitte der 1980er-Jahre wieder auf. Aber deren Auffassung von Theaterspiel wirkte weiter in die anderen Vereine hinein. Einige spielten fortan bei der Feuerwehr und dem Musikverein mit. Und unter anderem wechselte auch der bisherige Regisseur der KJG zur Musik. Auch in Kindergarten und Schule wurde das Theaterspiel immer populärer. Vielleicht mit ein Verdienst jener Eltern, die einst als Laienschauspieler und -spielerinnen für die KJG auf der Bühne standen. Es gab sogar eine zeit lang eine von Kindergarten-Eltern initiierte Theatergruppe. Es sei an dieser Stelle vermerkt, dass in der Schule das Theaterspiel schon einmal hoch im Kurs stand. Das war vor allem in den 1960er-Jahren, wo es auch zu Aufführungen von Schülerinnen und Schülern auf der Theaterbühne im Gasthaus „Engel“ kam.
Das Theaterspiel wechselte mit dem Bau der Festhalle vom „Engel“ in die neue Halle. Doch inzwischen haben die Aufführungen merklich nachgelassen. Auch die Feuerwehr hatte das Theaterspiel schon kurz nach der KJG und noch vor dem Wechsel zur Festhalle eingestellt. Doch dank der Trachtenkapelle Dörlinbach gab es solche Aufführungen in der Weihnachtszeit auch weiterhin. Zumindest bis zur Pandemie. An Weihnachten 2018 fiel bei der Komödie „Trau keinem Opa“ zum vorerst letzten Mal der Theatervorhang in der Festhalle. Es bleibt die Hoffnung, dass wenn wieder Normalität in den Veranstaltungskalender der Vereine einkehrt, auf der Bühne der Festhalle auch wieder Theater gespielt werden kann.
Theaterspiel hat in Dörlinbach eine lange Tradition. Bei der Theatergruppe des Radfahrvereins waren vor allem Ritterspiele beliebt.
Schnappschuss von der Theaterprobe der KJG Dörlinbach im Probelokal des Musikvereins in der Alten Schule im Jahre 1976. Die Komödie in drei Akten „Der eingebildete Kranke“ von Molière wurde im Gasthaus „Engel“ aufgeführt.
Theater bei Musikverein und Feuerwehr hatte schon immer Tradition in Dörlinbach. Im Jahre 1978 begann erstmals auch die Katholische Junge Gemeinde mit Theateraufführungen im Gasthaus „Engel“. Regie hatte damals Günter Steuert (links), der auch selbst im Premieren-Stück „Der eingebildete Kranke“ von Molière mitspielte.
Theater bei Musikverein und Feuerwehr hatte schon immer Tradition in Dörlinbach. Im Jahre 1978 begann erstmals auch die Katholische Junge Gemeinde mit Theateraufführungen im Gasthaus „Engel“. Regie hatte damals Günter Steuert (links), der auch selbst im Premieren-Stück „Der eingebildete Kranke“ von Molière mitspielte.
Theater bei Musikverein und Feuerwehr hatte schon immer Tradition in Dörlinbach. Im Jahre 1978 begann erstmals auch die Katholische Junge Gemeinde mit Theateraufführungen im Gasthaus „Engel“. Regie hatte damals Günter Steuert (links), der auch selbst im Premieren-Stück „Der eingebildete Kranke“ von Molière mitspielte.
Die Feuerwehr präsentiert an Dreikönig 1973 auf der „Engel“-Bühne das Lustspiel „Otto geht zur Feuerwehr“ von Wladislaw Pannek.
Die Feuerwehr präsentiert an Dreikönig 1973 auf der „Engel“-Bühne das Lustspiel „Otto geht zur Feuerwehr“ von Wladislaw Pannek.
Die Feuerwehr präsentiert an Dreikönig 1973 auf der „Engel“-Bühne das Lustspiel „Otto geht zur Feuerwehr“ von Wladislaw Pannek.
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